Zeitung vom 4.5.1963
Zur Startseite
Fenster schließen
zurück zu den Geschichten


Um die Originaldokumente zu betrachten klicken Sie bitte auf das jeweilige Bild

Sonnabend, 4. Mai 1963

DER SÜDERDITHMARSCHER

Miserabler Weg soll ausgebessert werden

Die Landscheide besteht schon 700 Jahre

Als Siddeldeich Schutz gegen die Fluten - Fluchtweg bei Hochwasser zur Geest

STRASSENARBEITEN (Plattenlegungen) in Eddelak.

  B e h m h u s e n.     Der Beschluß der Gemeindevertretung, zu gegebener Zeit die „Landscheide" ausbessern zu lassen, ruft bei allen, die diesen Weg jahrein, jahraus benützen müssen, Genugtuung hervor. Sie wissen ein Liedlein davon zu singen, gegen welche Tücken, die dieser Landweg in sich birgt, sie ankämpfen müssen. Bei nassem Wetter ist sein Morast so unergründlich, daß die Fahrzeuge nur mit großer Mühe vorwärts kommen.

Menschen hießen, die sie gebaut haben, ist ins Dunkel der Vergangenheit eingehüllt. Die Zeit ihrer Entstehung kann aber eventuell schon 700 Jahre zurückliegen. Als sicher kann angenommen werden, daß sie von den Bewohnern der Wurtsiedlungen - oder - der Geschlechter-Reihendörfer als Siddeldeich (Seiten- oder Flügeldeich) angelegt wurde.
Dieser Siddeldeich hatte eine zweifache Aufgabe zu erfüllen. Einmal sollte er das von ihm geschützte Land vor dem seitlichen Ansturm wilder Überschwemmungsfluten bewahren. Da das Gebiet um Wetternwall und Eddelak bereits 1120 und 1140 urkundlich als landwirtschaftlich genutze Fläche belegt wird, ist es möglich, daß die damalige Bevölkerung mit diesem Siddeldeich einen Anschluß vom Außendeich bis an den Geestrand schuf, um sich und ihr in mühseliger Arbeit gewonnenes fruchtbares Siedlungsland vor dem „blanken Hans" zu schützen.
Damit kommen wir zur zweiten Aufgabe des Siddeldeiches. Er bildete gleichzeitig den ersten und ältesten Vorläufer der heute überall als notwendig erachteten „Katastrophenwege". In Zeiten der Gefahr, der schrecklichen Sturmflutkatastrophen, benutzten ihn die Bewohner der am meisten gefährdeten westwärts gelegenen Ortschaften, um sich und ihr Hab und Gut so schnell wie möglich auf die höher gelegene Geest in Sicherheit zu bringen. Nun verstehen wir auch, warum die heutige „Landscheide" so gradlinig zwischen Ramhusen und dem Klev verläuft: der damalige Siddeldeich bildete durch diese Linienführung die geradeste und damit kürzeste Verbindung aus dem Gefahrengebiet zur rettenden Geest.
Wahrlich, es lohnt sich, die „Landscheide", das Sorgenkind dreier Gemeinden, auch einmal aus dem Blickwinkel heimatlicher Geschichte zu betrachten!

Martin Rieger
 

Es war keine Seltenheit, daß Autos bis an die Achsen im Schlamm versanken und nur mit Hilfe eines kräftigen Pferdegespannes wieder befreit werden konnten Bei Trockenheit aber sind die tief ausgefurchten Fahrspuren so hart ausgedörrt, daß das Fahren für Mensch und Gefährt zu einer Strapaze wird.
Wer oder was ist nun die „Landscheide", die den Gemeindevertretern von Behmhusen, aber auch denen von Eddelak und Dingen so viel Kopfschmerzen bereitet? Sie ist heute ein breiter Landweg, der sich in einer Länge von etwa 4 km fast schnurgerade vom Eddelaker Diekshörn bis Dingerdonn hinzieht. Etwa in seiner Mitte wird er von der Landstraße 1. O. Nr. 138 Ostermoor — St. Michaelisdonn gekreuzt, die ihn in eine westliche und in eine östliche "Landscheide" teilt. Sein Name erklärt sich aus dem Umstand, daß er
 

das Land, die Gemarkungen, mehrere Gemeinden voneinander „scheidet". Er bildet so auf seiner Westhälfte die Grenze zwischen Behmhusen (südlich) und Dingen (nördlich), auf seiner Osthälfte die Grenze zwischen Eddelak (südlich) und Dingen (nördlich). Östlich der Bahnstrecke St. Michaelisdonn — Brunsbüttelkoog, die ihn gleichfalls rechtwinklich schneidet, trennt er den zu Dingen gehörenden Ortsteil Dingerdonn von der Eddelaker Ausbausiedlung Warferdonn. Interessant ist der Höhenunterschied besonders im östlichen Teil der „Landscheide". Während ihre Höhenlagen an der Straßenkreuzung 1 m über NN (d. h. über dem Meeresspiegel) beträgt, senkt sie sich in ihrem weiteren Verlauf bis auf 0,10 m über NN.
Die Geschichte der „Landscheide" besitzt ein ehrwürdiges Alter. Wann sie entstanden ist, wie die